Neubau eines Mehrzweckgebäudes, die Entstehung der Zehntscheune.

Die Planungsphase - von Hermann Schmitz 20. Febr. 2014
Seit Gründung des Heimatvereins Börger im Jahre 1987 haben Mitglieder eine Vielzahl musealer Gegenstände der unterschiedlichsten Art gesammelt. Ein kleiner Teil der teilweise sehr seltenen und damit wertvollen Stücke wird in dem im Jahre 1986 erstellten Heimathaus ausgestellt. Ein weiterer Teil dieser Sammlung war bis zum Jahre 2004 in einem angemieteten ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäude in unmittelbarer Nähe des Heimathauses bei der Familie Müller/Voss untergebracht und ausgestellt. Dieses Gebäude musste aufgegeben werden, da es abgerissen wurde, und die Ausstellungsstücke mussten an verschiedenen Stellen im Ort eingelagert werden. Zwischenzeitlich war im Jahre 1989 durch fachkundige Vereinsmitglieder auf dem Gelände des Heimathofes eine mit Stroh eingedeckte Remise (ein Wagenschuul) erstellt worden. Nach einer Brandstiftung ist dieses Gebäude dann Mitte der 90er bis auf die Steinmauern niedergebrannt. In den folgenden Jahren wurde es wieder aufgebaut und später noch einmal mit einem neuen Ziegeldach eingedeckt. Dieses Gebäude ist einem Siedlerhaus nach-empfunden (Plaggenwände mit Strohdach, so wie die ersten Siedler in den Tochtergemeinden bauten). Nach der Eindeckung mit Ziegeln, wirkte es untypisch. Es war nicht mehr als ein Siedlerhaus zu erkennen.

Seit langen Jahren (seit 1997) bemüht sich der Heimatverein um die Erstellung eines größeren Gebäudes auf dem Gelände des Heimathofes, in dem unter anderem die musealen Gegenstände ausgestellt werden können. In Börger, im Riegenbrink auf dem Gelände des Heimathofes, hat in früheren Jahrhunderten nachweislich eine Zehntscheune gestanden, in der die Abgaben, (der Zehnte = die Steuer) der Höfe des Ortes gesammelt wurden. Daher war zunächst angedacht, auf dem Platz am Heimathaus, wo sie einmal gestanden hat, eine derartige Zehntscheune wieder zu errichten. Das hat aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Beim Rückbau von zwei ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen (Piggen Nordkamp und Schiering Sögelerstraße), wurden vor mehreren Jahren Steine, Dachziegel sowie hölzernes Ständerwerk und Dachziegel gesichert und eingelagert. Diese Materialien sind nach Überprüfung nach Jahren nur noch in Teilen wieder zu verwerten.
Die Mitglieder des Heimatvereins Börger favorisierten den Bau eines Mehrzweckgebäudes, in dem nicht nur die gesammelten musealen Objekte ausgestellt werden sollen, sondern das auch für weitere Zwecke nutzbar ist. Das neue Gebäude, soll den Namen „Zehntscheune“, (in Anlehnung an die hier einst gestandene Scheue zur Lagerung von Korn- und Blutzehnten) die in den 1930er Jahren abgerissen wurde, erhalten. Die Zehntscheune soll der ganzen Gemeinde und Besuchern zur Verfügung stehen und soll „NEUES“ ausdrücken, nicht Altes, wie Steuer- oder Staatslast und Abgabenpflicht (Abholung durch Vogt mir Soldaten), sondern soll vermitteln, das hier das Kulturgut der Kommune, die Geschichte im Archiv lagert und Gemeingut ist. Es soll die Region, den Hümmling und die Menschen und ihr Leben zeigen und den Besuchern dazu einladen, die Hümmlinger Lebensart kennenzulernen. Ferner soll sich die Gemeinde mit regionsbezogene Handwerke in Wald und Heide (Schafhaltung, Imkerei u. Weitere) und Haus- und Hofwirtschaft wiederfinden. Das Haus soll Anlaufstelle für Gäste sein und soll Wanderausstellungen aufnehmen können.

In den vergangenen Jahrzehnten sind bei mehreren Vereinsmitgliedern Archive aufgebaut worden, die hier zusammengefasst werden sollen. So sind neben vielen alten Dokumenten und Aufzeichnungen auch Gemälde verschiedener Künstler angeschafft worden, die in Börger gewirkt haben. Diese können derzeit nicht präsentiert werden. Für das Arbeiten in und mit den Sammlungen sollen Arbeitsräume erstellt werden. Mitglieder des Heimatvereins erstellen alljährlich ein Buch unter dem Titel „Use Borger“. In diesen Jahresschriften wird die Geschichte des Ortes und die Jetztzeit aufgearbeitet. Für die Mitarbeiter an diesem Projekt ist ein Arbeiten in und mit den Archiven an den unterschiedlichen Standorten sehr beschwerlich. Es ist zudem angedacht, dass mit Kindern und Jugendlichen und mit den Caritaswerkstätten, die Geschichte des Ortes sowie das Leben voriger Generationen in dem zu erstellenden Gebäude erarbeitet werden kann (außerschulischer Lernort).

Wünschenswert wäre sicherlich eine Erstellung in der Art des vorhandenen Heimathauses mit Fachwerk und Strohdach. Alternativ soll das Gebäude (in Form eines Siedlerhauses) mit roten Klinkersteinen und Dachziegeln eingedeckt werden, da ein Reetdach oder Strohdach unter den Eichen problematisch ist. Es könnte mit einem hölzernen Ständerwerk erstellt werden und sollte sowohl im Erdgeschoss als auch im Dachgeschoss über einen größeren Raum verfügen. Im Erdgeschoss sollten in einer größeren Halle ein Teil der musealen Gegenstände ausgestellt werden. Zudem könnte im Eingangsbereich die Geschichte des Ortes Börger präsentiert werden. Da das Gebäude unmittelbar am Hümmlinger Pilgerweg sowie am Hünenweg und Friesenweg liegt, ist im Erdgeschoss eine öffentliche Toilettenanlage angedacht. An der hinteren Gebäudeseite sollte eine Wagenremise als Schleppe angebaut werden, um einige landwirtschaftlichen Geräte ausstellen zu können. Im Obergeschoss sollten mehrere kleinere Räume als Archiv- und Arbeitsräume erstellt werden. In einem größeren Raum könnten Schulkinder in Kleingruppen mit musealen Handwerkzeuge, in die Geschichte eintauchen. Der Spitzboden könnte als Lager für Gerätschaften ausgebaut werden.

Das Heimathaus wurde bei den vielfältigen Veranstaltungen im vergangenen Jahr von etwa 2000 Gästen genutzt und stößt an Grenzen. Auf dem Pilgerweg sind jährlich etwa 4000 Pilger unterwegs, dazu kommen die Wanderer auf dem Hünen- und Friesenweg sowie Tagesgäste. Zudem finden alljährlich auf dem Gelände des Heimathofes und im Heimathaus, im „Walkemüllerhaus“, verschiedene Feste und Gruppentreffen statt. Der Brink ist Erholungsrefugium für die Börgeraner. Somit kann davon ausgegangen werden, dass auch das Museum im Mehrzweckgebäude eine Vielzahl von Besuchern erwarten kann.


Die Bauphase - von Hermann Ubbenjans 20. Sept. 2014
Bei einer Zusammenkunft im Januar 2014 in Sögel, bei der es um die Regionalförderung des Hümmlings ging, kam bei einem Gespräch mit Günter Wigbers auch ein Gesuch von Wandergesellen zur Sprache, die ein Projekt kultureller oder sozialer Art und Räumlichkeiten für ihren Jahreskongress im Spätsommer suchten. Dabei dachte der SG-Bürgermeister gleich an das geplante Projekt des Heimatvereines Börger und an die Unterbringung „der Tippelbrüder auf der Walz“ in der ehemaligen Jugendherberge in Börger und schlug vor, Kontakt aufzunehmen.

Nach der Mitgliederversammlung im März 2014 und der Nachricht, dass die Wandergesellen Interesse hätten, dieses Kulturprojekt „Bau der Zehntscheune“ des Heimatverein mit zu gestalten, verdichteten sich die Planungen und Vorbereitungen für den Bauanfang, denn auch die SG-Verwaltung sagte Hilfe am Bauprojekt zu. Im März 2014 stellte man das Projekt auf der Mitgliederversammlung den Vereinsmitgliedern vor. Die Mitgliedersammlung war von dem Bauplan, in den viele Ideen der Mitglieder einflossen, angetan und man sagte Unterstützung zu. Dann stellte der Heimatvereinsvorstand, mit Hilfe von Dipl. Ing. Werner Jansen vom Bauamt der Samtgemeinde (der als verantwortlicher Architekt fungierte und die Pläne fertigte), das Projekt den Mitgliedern des Gemeinderates bei einem sonntäglichen Arbeitsfrühstück vor. Auch hier bekam der Heimatverein wohlwollende Zustimmung und grünes Licht aus allen Fraktionen. Jetzt konnte man durchstarten.

Zuerst musste der Bau genehmigt werden. Die Fachabteilungen des Landkreises Emsland halfen bei Genehmigungen für den Neubau und die Räumung des Bauplatzes. Dazu war es notwendig, die in die Jahre gekommene und von Holzbock stark befallene Remise abzutragen und drei Bäume zu entfernen. Diese Arbeiten wurden dann bis Mitte Mai 2014 ausgeführt. In dieser Zeit kam die Zusage, dass der FBS (der Freie Begegnungsschacht, die Wandergesellengruppe), mit 31 Handwerkern am 22. August kommt und die Holzarbeiten am neuen Gebäude übernimmt.

Dieser Termin setzte die Baufachleute des Heimatvereins Börger unter der Leitung des Vorstandes mit dem Sachverständigen Gerd Többen und BauIng. Werner Jansen von der Samtgemeinde mächtig unter Druck, denn in wenigen Wochen mussten nun die Bäume und vom Bauplatz, Stubben Altfundamente und Abraum entfernt werden und der Platz eingeebnet werden. Dann waren Fundamente, Bodenplatte und das Mauerwerk des Untergeschoßes zu bauen, damit die ‚Schachtleute anfangen konnten. Nach arbeitsreichen Wochen im Juni und Juli war man dann zum Schützenfest soweit fertig, dass die Holzarbeiten beginnen konnten. Bei den Arbeiten packten Börger Firmen und die Nachbarschaft vom Riegen mit an.

Schon Ende Juli traf eine Vorhut der Wander-gesellen ein, um den Einsatz der Gruppe vorzubereiten. Zusammen mit dem Heimatverein und weitere Gruppen richtete man die ehemalige Jugendherberge in Börger für den FBS her. Handwerksgerät und Kleinmaschinen für Zimmerer, Schmiede und andere Gewerke wurden von der Kreishandwerkerschaft, von Börger Firmen und Gruppen besorgt und auch die Verpflegung für 3 Wochen war sicherzustellen. Hierbei half die Küche des Sankt-Josef-Stiftes, die Firma Bell (Zimbo) Börger, die Papenburger Tafel und verschiedene Bäckereibetriebe, Einzelhändler Vereinsmitglieder und die Börger Bevölkerung.

Während wir als Heimatverein in der Vorbereitungsphase noch skeptisch waren, ob alles wohl klappen würde und ob die „Tippelbrüder auf der Walz“ (was die Leute ja absolut nicht hören wollen) ihr Handwerk verstehen, waren wir positiv überrascht, als es ans Werk ging. Mit guten Werkzeugen verstanden es die gut ausgebildeten Handwerker durch tadellose handwerkliche Arbeit zu überzeugen. Pünktlich um 06.30 Uhr in der Frühe war die gesamte Mannschaft an der Baustelle und arbeitete mit Pausen bis 16.00 Uhr. Dann war Freizeit und danach Ruhephase (8 Std-Arbeit, 8 Std-Freizeit, 8 Std-Ruhe). Die gut organisierte Gruppe wusste zu überzeugen. Das bestätigten uns auch langjährige Baufachleute aus dem Ort und von der Handwerkerschaft Papenburg, die sich beim Richtfest über die Arbeit informierten.
Unter den Eichen an der Baustelle richteten sich die Gesellinnen und Gesellen ein, bauten eine Feldschmiede auf und bereiteten das zur Verfügung gestellte Baumaterial vor. Leider war das Altholz (Gebälk alter Bauernhäuser) aus statischen Gründen nicht mehr als Bauholz geeignet. Es muss später für den Innenausbau Verwendung finden.

In fünf Arbeitsgruppen wurde das Werk angegangen. In jeder Gruppe waren gewiefte Zimmerleute und weitere Holzhandwerker sowie andere Gewerke (Schmiede, Steinmetze) und auch baufremde Gesellen und Gesellinnen (Polsterer, Schneiderinnen) tätig. In einer Gruppe wurde die Schleppe, das Abdach, gebaut, eine andere Gruppe beschäftigte sich mit dem Ständerwerk. Eine weitere Gruppe fertigte die Dachkonstruktion. Die Schmiedegesellen fertigte Maueranker, restaurierten Giebel- und Stallfenster und fertigten Nägel und Verbindungen und halfen den Zimmerern bei ihren Gewerken und eine Gruppe (Bäcker, Konditor und Bierbrauer) war für die Verpflegung zuständig.

Im Rahmen der Verpflegung ließen es sich Nachbargemeinschaften aus Börger und Gruppen nicht nehmen, die Bauhandwerker mit lokalen Köstlichkeiten zu versorgen. Das eine Mal wurde ein „Buchweizen-Jan-Hinnek“ gebacken, ein anderes Mal gab es „Haxen a´ la Schwarte“, dann mal eine „Hähnchenplatte“, „Gutes vom Schwein“ oder nach Feierabend Kuchen oder Leckereien. Am zweiten Sonntag nahm man sich Zeit, um mit dem Planwagen unterwegs zu sein und erkundete die Umgebung. Dabei wurden in feuchtfröhlicher Runde Volkslieder aus dem Liederbuch des FBS "geschallert". Dieses beinhaltet Volkslieder aus vielen Regionen Deutschlands. Alte Weisen und Bänkelgesänge waren zu hören. Viele Schachtleute kannten die Texte auswendig. Auch das Moorsoldatenlied, das 1936 im Straflager in Börger Ortsteil Börgermoor entstanden ist, ist Teil ihrer Gesangskultur geworden. Auch bei den Dorffesten und Feierlichkeiten fehlten die Wandergesellinnen und –gesellen nicht. Sie verbrachten in Börger eine schöne Zeit, dank der Mithilfe der Börger Bevölkerung.

Nach zweiwöchiger Arbeit war dann nach getaner Arbeit am 13. Sept. 2014 Richtfest bei der Zehntscheune. Und so wie es die Schachtleute wünschten, haben sie dann hierzu alle Handwerker auf Wanderschaft, die in der Nähe befindlichen Gesellinnen und Gesellen verschiedenster Schächte, aber auch des Freien Begegnungsschachtes und Anwärter für den FBS eingeladen. So kamen neben den 31 hier untergebrachten Leuten noch ca. 50 junge Leute dazu, um mitzufeiern. Der Heimatverein lud zum Richtfest alle Börgeraner ein und so feierte man zusammen (ca. 400 Leute).

Vereinsvorsitzender Hermann Schmitz und der kommissarische Bürgermeister Börgers Jürgen Ermes (da Bgm. Hans Schwarz zurückgetreten ist), bedankten sich bei kurzen Ansprachen bei den Gesellinnen und Gesellen des FBS für die saubere verlässliche Arbeit zur Förderung der Kultur in Börger. Der fremde Zimmermann Constantin hielt vom First des Daches den Richtspruch. Anfang September stellte sich die Gruppe zu einem Foto vor die Zehntscheune in Börger. Auf dem Bild von Rudi Schmitz sind die 31 Gesellinnen und Gesellen und 2 einheimische Schiffsbauer mit ihrem Maskottchen und ihrem neuen Charlottenburger (Wandertuch für die Habseligkeiten, das anlässlich der Zusammenkunft, des Sommer-Herbst-Kongresses in Börger, alle von der Führungsgruppe erhielten) zu sehen. Noch ist viel Arbeit bis zur Fertigstellung zu leisten. Die Arbeit des FBS hat geholfen. Wir sind froh und dankbar darüber.