Das Pferd in alten Sprüchen
von Alois Becker

Unsere landwirtschaftlichen Arbeiten wurden bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts größtenteils nur mit Hilfe der Pferde bewältigt. Dieser tägliche enge Umgang zwischen Mensch und Tier, ein Leben lang, hat eine erstaunliche Menge an gescheiten und besonnenen Sprüchen entstehen lassen, die eigenständigen Volkswitz und viel Volksweisheit erkennen lassen. Mir fiel auf, das die älteren Menschen sehr häufig Vergleiche zogen, die mit Pferden zu tun hatten. Sie waren ein fester Bestandteil des Sprachschatzes der bäuerlichen Bevölkerung. Sie zeigen uns wie eng verbunden die Landbevölkerung mit dem Haustier Pferd lebte und welche Hochachtung man vor diesem wichtigen Gehilfen hatte.

Die Sammlung dieser Lebensweisheiten begann kurz nach dem II. Weltkrieg als Pferde durchweg noch bei der Arbeit eingesetzt wurden, bevor sie dann durch die moderne Technik entbehrlich wurden. Fast sah es dann so aus als ob der (schwere) Ackergaul in Deutschland aussterben würde. In den Dörfern wurde damals nur plattdeutsch gesprochen. Folglich ist die Redensart auch plattdeutsch. Vor allem ältere Börgeraner und Hümmlinger Mitbürger wurden gezielt befragt. Sie trugen die meisten vorliegenden Wendungen bei. Ihnen aber auch jenen, die zufällig sich irgendwann äußerten meinen herzlichen Dank.

Volksweisheiten

Traun is kein Pärekoop (... is mehr as´n Peerekoop)
- ist sehr teuer

Dej Voss gait nich eher up´t Iss as doar Pärekoödel up ligget à
- Der Fuchs ist sehr vorsichtig

Schwoare Arbeit is wat för dumme Lüe un olde Päre
- die jungen Pferde muß man schonen

Hej sitt up´t Pärd un söch dornah
- Schusselligkeit

Hej sitt up´t Pärd wi n´Oape up´n Schliepstaein
oder Hej sitt up´t Pärd wi´n Oape up´n Prumenboom
- Er hat eine schlechte Haltung

Datt is üm angeboorn as´n Pärd dat Wältern.

Hej proatet dän Kerl van´t Pärd un settet sück doar sülwest up

Woar´n Pärd sück anstat häw, gait´et nich wär vörbi
Bi´t Veih un Päre koapen, moakt dine Ogen un den Geldbüddel oapen
bis dat Gress wasset is´t Pärd stoarb´n
- man muß eine Sache anpacken

Wertschätzung

Well Wichter un Päre söch sünner Mängel, häw m´Läwe kien goaud Perd in´n Stall, un in de Koecke kien Wicht as Engel

N´willig Pärd mutt man nich toau nietske driewen ( ... nich de Swäpe gäben)
- Jeder Bauer (Reiter) weiß genau, zuerst das Pferd und dann die Frau

Kaottet Pärd un langet Swin brinkt den Bur daet meeste in
- Wer nicht liebt ein stattlich Pferd und nicht ein häuslich Weib am Herd, der ist des Namens Mann nicht wert

Goaud Pärd häw dän Hawer verdeent – schlecht Pärd is´t Fouer nich wert

Dat Pärd dat dän Hawer verdeent haff, krigg üm nich
- Undank ist der Welt Lohn

Lustiges (Heiteres/Witziges
)

Gertken sitt up´t Pöttken, - pup segg Gertken, wech was´t Pärdken.

N´old Wiew un´ne Kouh de kump alltied watt toau.

Man´n Kerl un dat Pärd is di nicht vull wert, segg de Ohm un nüm de Olske de Fuselflaske weg

Nu man sacht an mit de Päre up de Foahrt segg de Bur, ans susset us de Hoar noch van´n Kopp
- Eile mit Weile

Bi ümme bünn ik oak leiwer Gebetbouk as´n Pärd

De Buur is unnerweggens mit sin Pärd un sin Söhn, dej kägen üm anlapp. Dat sütt´n Stadtker und froag üm, woarümme de Söhn dann lopen mut un de Olde ritt. De Bur: „De Junge haff kein Pärd“

Deftiges (Reime/Bekundungen)

laat um man driester trecken, Malk gäwen deut heij doch nich
- er ist zu nichts anderes zu gebrauchen

Bi de Döape säe de Bur: Bloos Jan, söll he heaiten, wi willt um ächter de Päre bruken.Moak mi nich daei Päre mall
- Kleinigkeiten aufpauschen

Schlecht Pärd häw den Hawer nich verdäint.
- Goud Pärd haff sin Hawer wall verdäint)N´Pärd rüerd (mausert) nich à gilt als zuverlässig

Hej sitt hoch up´t Pärd (hej sitt up´t hooge Pärd)
- er ist überheblich

Hej latt de Lüppen hang as´n Mähre owert doot Füllen
- er macht einen schlechten Eindruck

Dat Nödigste toau erst segg de Buur un bestreek dat Wiew un loat dat Pärd up de Wennigen

Wiewer stawen bringt kien Verdarwen man Päre in´t Graw bringt den besten Bur an´n Bädelstaff
- Gute Pferde sind unersetzlich, eine neue Frau ist schnell wieder auf dem Hof.

Well Glück haff mit de Päre un Unglück mit de Wiewer, de kann wall Bur bliewen. à (siehe vor)

Nu schoae mi de olde Mähre an´t Gatt
- bei Verwunderung/Überraschung

Doar harr´n wi Goddes Word swatt up witt, säen de Lüe, do reed de Herrum up´n Schümmel

Pflege und Futter

Striegel un Streu deut´t bäter as Heu
- gutes Futter und Putzen bringt guten Nutzen

N´Pärd dat toau vull bisitte grüpp, krigg´n Muhlkorf
- die Liederlichkeit austreiben

Bi dän Snösel mutt daei Hawersack höger
- er ist übergewichtig

Üm steck de Hawer – hej bruckt de Swäpe
- er ist übermütig

Dat Pärd is liederlick, hej mut nu an´t kate Ende (gaan) Dissen must du an dej Kandarre nähme. - Dat hol´t dat beste Pärd nich ut à Hej holt för de rachte Smeer à

Rätsel


Vörn un achter Fleesk, in de Mirre unner Isen und drower Holt, wat is dat?

Achter use Huse plöuget Mester Kruse, sünner Ploug un sünner Stock, sünner Pärd un haff´t so drock?

Isern Pärd mit´n langen Steert, je nietzker dat Pärd trecket üm so kaoter watt de Steert oder
Isern Pärdken mit´n flassen Steertken, je dullen loap dat Pärdken je kaoter watt sin Stertken?

Woarüm kann´n Pärd kein Snieder weern ?Vörne frätt et, ächter spreck et ?